Die Immobilienbranche auf Digitalisierungskurs

Digitale Prozesse bestimmen immer mehr unseren Alltag. Geshoppt wird online, den Urlaub buchen wir vom heimischen Wohnzimmer aus und über das aktuelle Geschehen informieren wir uns auf den Social Media-Plattformen unserer Wahl. Auch wenn die Romantiker unter uns immer wieder den Charme und die Einzigartigkeit des persönlichen Ansprechpartners, des Ladens im Ort und der etwas sperrigen Tageszeitung hervorheben, entfalten die neuen Medien ihren unwiderstehlichen Nutzen mit konkreten Mehrwerten. Sie kennen unsere Hobbys und bieten uns die passende Ausrüstung dafür an, sie wissen, für welche Nachrichten wir uns interessieren und auch wo wir als Nächstes hinfahren. 


Was von dieser übergeordneten Entwicklung ist und wird aber für die Immobilienwirtschaft relevant, wo liegen die Trends und wo die Potentiale? – Darüber haben wir uns mit Alexander Pipa unterhalten. Er verantwortet die Bereiche Digitalisierung, Finanzen und Versicherungen beim Heidelberger Projektentwickler EPPLE und beschäftigte sich unlängst zusammen mit der EBS Business School auch wissenschaftlich mit der digitalen Transformation der Immobilienwirtschaft.    

Wo liegt der Antrieb und wo die Potentiale?

Die Immobilienwirtschaft befindet sich immer stärker in einem Dilemma, egal ob man auf die Seite der Projektentwickler und Bauträger oder aber zu den Hausverwaltern blickt. „Interessante Grundstücke zu attraktiven Preisen sind heute auf dem umkämpften Markt dünn gesät. Den Bauträgern geht daher schlicht das Material für immer neue Projekte aus“, weiß Alexander Pipa, der ergänzt: „Die Hausverwalter auf der anderen Seite müssen ihre Rentabilität sichern und sehen sich dabei nicht nur mit immer anspruchsvolleren Kunden, sondern auch mit einem sehr angespannten Arbeitsmarkt konfrontiert.“ Auch wenn sich der Antrieb innerhalb der Branche also unterscheidet, scheint die Marschrichtung einheitlich. „Im ersten Schritt sollten verbesserte Prozesse angestrebt werden, um so Kapazitäten freizusetzen“, so Pipa. Hierbei geht es um Dinge wie ein optimiertes Schadenmanagement, die automatisierte Kommunikation mit Versicherungen und Bewohnern sowie um entlastende Smart-Home-Elemente, die Vor-Ort-Termine und Kurierfahrten zu Handwerkern unnötig machen. „Die hier frei werdenden Kapazitäten können dann auch im Zusammenspiel mit weiteren innovativen Tools und Plattformen neue Umsatzquellen erschließen“, weiß Pipa. Diese Expansion kann dann auf ein klassisches Volumenwachstum abzielen oder aber auf die Erschließung ganz neuer Felder wie die Integration von zusätzlichen Services.

Wie weit sind wir denn in dieser Entwicklung schon gekommen?

„Die deutsche Mentalität möchte Neuigkeiten erst bis zur Perfektion planen und entwickeln. Das hat uns in der Vergangenheit in vielen Bereichen eine weltweite Führungsrolle beschert. Bei der digitalen Transformation kann das aber auch hinderlich sein, weil so lange entwickelt wird, bis das Produkt schon wieder veraltet ist. Hier sind uns andere Länder weit voraus. Auch die vielerorts problematische Infrastruktur ist eine Herausforderung. So wird das smarteste Gebäude von einem nicht vorhandenen Breitbandausbau ad absurdum geführt“, weiß der Experte. Wenn man dabei auf andere Branchen schaut, wird deutlich, dass sich die Immobilienwirtschaft auch im nationalen Vergleich eher zurückhaltend entwickelt. Im Handel, dem Tourismus oder auch im Marketing ist die digitale Transformation schon deutlich weiter fortgeschritten. Aber auch in der Immobilienwirtschaft kommen immer mehr junge und innovative Köpfe in die Entscheiderpositionen und das wird die Nachfrage nach zukunftsfähigen Lösungen befeuern. „Die werden kommen, von den Bauherren an die Projektentwickler und dann an die Verwalter“, ist sich auch Alexander Pipa sicher. Und dann werden die Unternehmen profitieren, die sich der Entwicklung früh geöffnet und ein digitales Image aufgebaut haben.

Was wird verschwinden und was wird entstehen?

Ist die digitale Transformation in der Immobilienbranche ein derart einschneidender Meilenstein wie die industrielle Revolution oder die Einführung der Fließbandproduktion? Werden Bestandteile unseres Arbeitsalltags komplett verschwinden und andere ganz neu entstehen? „Eine Umkehr von Schwarz zu Weiß werden wir in der Form nicht erleben. Auf uns sollte vielmehr eine sehr dynamische Zukunft warten, die von allen Marktteilnehmern eine Menge Flexibilität fordert. Geschäftsmodelle werden künftig nicht mehr einfach so über Jahrzehnte durchlaufen, ohne angepasst zu werden. Und es wird viel stärker um Daten gehen und wie wir mit ihnen umgehen“, prognostiziert Pipa.

Werden wir dabei nicht immer gläserner?

Definitiv werden wir in dieser Entwicklung immer gläserner „und es wird auch eine wachsende Bereitschaft zu beobachten sein, immer mehr von sich preiszugeben“, schätzt Alexander Pipa, „denn das Ziel ist, Mehrwerte für den Verbraucher zu generieren“. Es werden also mehr Daten erhoben und gespeichert, um mit deren Nutzung einen besseren Service bieten zu können. Was dabei aber berücksichtigt werden muss: Werden die Datenmengen immer umfangreicher, muss auch immer penibler sichergestellt werden, dass sie nicht in die Hände derer geraten, die eben genau nicht im Sinne der Serviceverbesserung handeln.

Was werden nun mittelfristig die entscheidenden Trends sein, denen man sich nicht verschließen sollte?

„Gebäude werden immer mehr zu digitalen Gütern. Eine vergleichbare Entwicklung hat auch das Automobil durchgemacht und auch hier haben sich die Tätigkeitsprofile von Herstellern und Werkstätten in diesem Zuge verändert. Das wird auch in der Immobilienwirtschaft so passieren und dem gegenüber sollte man offen sein“, so der Experte. Darüber hinaus sieht er die Offenheit gegenüber Plattformlösungen zur Prozess- und Serviceoptimierung sowie das Interesse für die Entwicklungen im Smart-Home- und Smart-Building-Bereich als aktuell sehr relevant an.

Vorschau Auf die Ausgabe #7

In der nächsten Ausgabe der E+H Immonews werden wir dieses Thema weiter vertiefen und uns mit Dr. Thomas Götzen, unter anderem Geschäftsführer der Animus GmbH & Co. KG, unterhalten. Er wurde mit seinem Unternehmen gerade erst mit dem PropTech Germany Award ausgezeichnet. Gemeinsam mit Alexander Pipa wird Götzen am 10.06.2021 auch im E+H Immoforum zu Gast sein. Nähere Informationen dazu finden Sie unter immo.einzmann-hanselmann.de/events

Über Neuigkeiten, wegweisende Gerichtsentscheidungen und aktuelle Entwicklungen am Markt sind Sie als Leser der E+H Immonews immer bestens informiert.
Für weitergehende Fragen stehen wir Ihnen aber gerne auch gerne persönlich zur Verfügung.

Telefon: +49 7231 4250-0
E-mail: info@eh-versicherungsmakler.de

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Wo liegt der Antrieb und wo die Potentiale?

Die Immobilienwirtschaft befindet sich immer stärker in einem Dilemma, egal ob man auf die Seite der Projektentwickler und Bauträger oder aber zu den Hausverwaltern blickt. „Interessante Grundstücke zu attraktiven Preisen sind heute auf dem umkämpften Markt dünn gesät. Den Bauträgern geht daher schlicht das Material für immer neue Projekte aus“, weiß Alexander Pipa, der ergänzt: „Die Hausverwalter auf der anderen Seite müssen ihre Rentabilität sichern und sehen sich dabei nicht nur mit immer anspruchsvolleren Kunden, sondern auch mit einem sehr angespannten Arbeitsmarkt konfrontiert.“ Auch wenn sich der Antrieb innerhalb der Branche also unterscheidet, scheint die Marschrichtung einheitlich. „Im ersten Schritt sollten verbesserte Prozesse angestrebt werden, um so Kapazitäten freizusetzen“, so Pipa. Hierbei geht es um Dinge wie ein optimiertes Schadenmanagement, die automatisierte Kommunikation mit Versicherungen und Bewohnern sowie um entlastende Smart-Home-Elemente, die Vor-Ort-Termine und Kurierfahrten zu Handwerkern unnötig machen. „Die hier frei werdenden Kapazitäten können dann auch im Zusammenspiel mit weiteren innovativen Tools und Plattformen neue Umsatzquellen erschließen“, weiß Pipa. Diese Expansion kann dann auf ein klassisches Volumenwachstum abzielen oder aber auf die Erschließung ganz neuer Felder wie die Integration von zusätzlichen Services.

Wie weit sind wir denn in dieser Entwicklung schon gekommen?

„Die deutsche Mentalität möchte Neuigkeiten erst bis zur Perfektion planen und entwickeln. Das hat uns in der Vergangenheit in vielen Bereichen eine weltweite Führungsrolle beschert. Bei der digitalen Transformation kann das aber auch hinderlich sein, weil so lange entwickelt wird, bis das Produkt schon wieder veraltet ist. Hier sind uns andere Länder weit voraus. Auch die vielerorts problematische Infrastruktur ist eine Herausforderung. So wird das smarteste Gebäude von einem nicht vorhandenen Breitbandausbau ad absurdum geführt“, weiß der Experte. Wenn man dabei auf andere Branchen schaut, wird deutlich, dass sich die Immobilienwirtschaft auch im nationalen Vergleich eher zurückhaltend entwickelt. Im Handel, dem Tourismus oder auch im Marketing ist die digitale Transformation schon deutlich weiter fortgeschritten. Aber auch in der Immobilienwirtschaft kommen immer mehr junge und innovative Köpfe in die Entscheiderpositionen und das wird die Nachfrage nach zukunftsfähigen Lösungen befeuern. „Die werden kommen, von den Bauherren an die Projektentwickler und dann an die Verwalter“, ist sich auch Alexander Pipa sicher. Und dann werden die Unternehmen profitieren, die sich der Entwicklung früh geöffnet und ein digitales Image aufgebaut haben.

Was wird verschwinden und was wird entstehen?

Ist die digitale Transformation in der Immobilienbranche ein derart einschneidender Meilenstein wie die industrielle Revolution oder die Einführung der Fließbandproduktion? Werden Bestandteile unseres Arbeitsalltags komplett verschwinden und andere ganz neu entstehen? „Eine Umkehr von Schwarz zu Weiß werden wir in der Form nicht erleben. Auf uns sollte vielmehr eine sehr dynamische Zukunft warten, die von allen Marktteilnehmern eine Menge Flexibilität fordert. Geschäftsmodelle werden künftig nicht mehr einfach so über Jahrzehnte durchlaufen, ohne angepasst zu werden. Und es wird viel stärker um Daten gehen und wie wir mit ihnen umgehen“, prognostiziert Pipa.

Werden wir dabei nicht immer gläserner?

Definitiv werden wir in dieser Entwicklung immer gläserner „und es wird auch eine wachsende Bereitschaft zu beobachten sein, immer mehr von sich preiszugeben“, schätzt Alexander Pipa, „denn das Ziel ist, Mehrwerte für den Verbraucher zu generieren“. Es werden also mehr Daten erhoben und gespeichert, um mit deren Nutzung einen besseren Service bieten zu können. Was dabei aber berücksichtigt werden muss: Werden die Datenmengen immer umfangreicher, muss auch immer penibler sichergestellt werden, dass sie nicht in die Hände derer geraten, die eben genau nicht im Sinne der Serviceverbesserung handeln.

Was werden nun mittelfristig die entscheidenden Trends sein, denen man sich nicht verschließen sollte?

„Gebäude werden immer mehr zu digitalen Gütern. Eine vergleichbare Entwicklung hat auch das Automobil durchgemacht und auch hier haben sich die Tätigkeitsprofile von Herstellern und Werkstätten in diesem Zuge verändert. Das wird auch in der Immobilienwirtschaft so passieren und dem gegenüber sollte man offen sein“, so der Experte. Darüber hinaus sieht er die Offenheit gegenüber Plattformlösungen zur Prozess- und Serviceoptimierung sowie das Interesse für die Entwicklungen im Smart-Home- und Smart-Building-Bereich als aktuell sehr relevant an.

Vorschau Auf die Ausgabe #7

In der nächsten Ausgabe der E+H Immonews werden wir dieses Thema weiter vertiefen und uns mit Dr. Thomas Götzen, unter anderem Geschäftsführer der Animus GmbH & Co. KG, unterhalten. Er wurde mit seinem Unternehmen gerade erst mit dem PropTech Germany Award ausgezeichnet. Gemeinsam mit Alexander Pipa wird Götzen am 10.06.2021 auch im E+H Immoforum zu Gast sein. Nähere Informationen dazu finden Sie unter immo.einzmann-hanselmann.de/events

Über Neuigkeiten, wegweisende Gerichtsentscheidungen und aktuelle Entwicklungen am Markt sind Sie als Leser der E+H Immonews immer bestens informiert.
Für weitergehende Fragen stehen wir Ihnen aber gerne auch gerne persönlich zur Verfügung.

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